Wenn Die Tage kürzer werden, die Wälder sich bunt verfärben und die Menschen sich vor den Kamin zurückziehen weiß man, der Herbst hat begonnen. Es wird draußen nicht nur dunkler, sondern auch kälter. Für die meisten bedeutet dies kuschelige Abende auf dem Sofa und wärmere Kleidung. Doch in Großstädten wie auf dem Land gibt es Menschen, denen diese Gemütlichkeit nicht vergönnt ist: Menschen, die keine Wohnung mehr haben.
Gemeinsam Anpacken
Einige Sammelaktionen bei Leetchi befassen sich mit dem Thema, wobei die Organisatoren auf verschiedene Weise den Betroffenen helfen. Einer von ihnen ist Max Bryan, der sich in Hamburg der Obdachlosenhilfe verschrieben hat. Gemeinsam mit hunderten Freunden, Bekannten und warmherzigen Spendern ermöglicht er es dem obdachlosen Klaus mit Hilfe einer Sammelkasse, einen eigenen Wohncontainer zu bekommen, in dem er den Winter verbringen kann.
Wir haben Max Bryan interviewt, um heraus zu finden, wie man Menschen wie Klaus am besten selber helfen kann und wo man überhaupt anfängt.
Wo beginnt man?
Bryan erzählt, dass auch er über einen kurzen Zeitraum ohne Wohnsitz war und dass es wirklich JEDEN aus verschiedenen Gründen treffen kann. Respekt, selbst ein Lächeln oder kleine helfende Gesten machen das Leben von Obdachlosen bereits erträglicher. Persönliche Gespräche und direkter Kontakt heben oft Berührungsängste auf und geben Einblick in das Schicksal der Wohnungslosen.
Max Bryan hebt hervor, dass ganz einfach kleine Geschenke wie Essen oder Geld, sowie Kleidung schon enorm helfen können. Online Spendenaktionen erlauben es darüber hinaus, einen größeren Betrag aus vielen kleinen Spenden zu erreichen und damit dort zu helfen, wo staatliche Hilfe versagt.
Max Bryans Tipps für eine Sammelaktion
Seine persönlichen Tipps für die Sammelaktion sind eine gute, detaillierte Beschreibung und nicht zu vergessen die Kommunikation, also die Verbreitung der Sammelaktion. Dadurch erreicht man viel mehr Menschen und macht zudem auch auf das Thema Obdachlosigkeit aufmerksam. Gemeinsam können wir helfen, dass alle einen warmen Winter verbringen können.
Wir sehen also, dass absolut JEDER etwas tun kann. Möchtest du auch Unterstützung für deine soziale Aktion in der Herbstzeit bekommen? Dann starte jetzt deine Leetchi-Sammelaktion.
Interview
Max Bryan, was sind deiner Meinung nach Gründe von vielen Menschen, Obdachlose zu meiden?
Viele Menschen haben Berührungsängste gegenüber Obdachlosen – wissen nicht, wie sie auf die Betroffenen zugehen und sie ansprechen sollen. Einige tun es dennoch und machen zuweilen auch schlechte Erfahrung. Die Weitergabe dieser Erfahrung schafft dann den Nährboden für Vorurteile. Sätze wie “der will ja gar keine Hilfe” und “der versäuft das Geld ja eh nur” oder ist “zu faul zum arbeiten” ist vom Hören-Sagen geprägt und das bringt einen nicht unerheblichen Prozentsatz der Bevölkerung dazu wegzuschauen.
Hast du irgendwelche Gemeinsamkeiten zwischen Obdachlosen gefunden, bezogen auf den Auslöser der Obdachlosigkeit?
In der Regel geht dem Wohnungsverlust etwas sehr Einschneidendes voran und treffen kann das durchaus JEDEN. Beispiele sind Arbeitslosigkeit, Krankheit, Trennung oder Wohnungsverlust aus anderen Gründen. Die alte Wohnung wird verlassen und gerade in Großstädten wie Hamburg, wo die Mietpreise eskalieren, ist es schwierig, rechtzeitig etwas Neues zu finden.
So erging es mir auch, ich wurde wegen Eigenbedarf gekündigt. Auf der Suche nach etwas Neuem stellte ich fest, dass die Mieten viel zu teuer waren oder es standen schon 10 Leute vor mir da, die alle das selbe wollten und besser situiert waren als ich. 18 Monate habe ich vergeblich nach einer neuen Wohnung in Hamburg gesucht, bevor ich im Herbst 2011 dann völlig frustriert die Stadt verließ. Ich fuhr dann mit dem Fahrrad Richtung Süden in der Hoffnung außerhalb Hamburgs eine Bleibe zu finden und lange Zeit war auch anderen Orts niemand bereit mir eine Chance zu geben. Erst die Fürsprache einer Frau aus Bad Nauheim – 4 Monate später – brachte die Wende und so kam ich unter. Heute lebe ich in Steinfurth, 40 km nördlich von Frankfurt/M, auf einem wunderschönen Gartenhof und ich bin sehr glücklich hier sein zu dürfen und diese Chance bekommen zu haben.
Was wären deiner Meinung nach kleine Handlungen, die Jedermann tun könnte, die unsicher im Umgang mit Obdachlosen sind?
Informieren hilft schon sehr viel. Vorurteile aufbrechen auch. Das geht aber nur, wenn man sich selbst ein Urteil bildet und eigene Erfahrungen macht. Das Einfachste wäre sicherlich, sich einfach mal 2 Stunden in eine der örtlichen Bahnhofmissionen zu setzen und den Gesprächen, Bedürfnissen und Problemen der Betroffenen dort zu folgen. Darüber hinaus hält die Internetseite www.berber-info.de bundesweit Adressen vor, an denen man Obdachlose treffen und mit ihnen in Kontakt kommen kann. Tagesaufenthaltsstätten zum Beispiel oder Wohnheime.
Gibt es etwas, womit jeder beginnen könnte, was das Leben der Obdachlosen erleichtern würde?
Viele Obdachlose betteln. Sei es nun für Essen, Alkohol oder was sie sonst noch so brauchen. Wer Obdachlosen helfen will, kann ihnen direkt und vor Ort etwas spenden oder aber den Betroffenen zum Essen einladen. Es gibt so viele Möglichkeiten Bedürftigen eine Freude zu machen, so klein sie auch sei. Ich selbst habe so empfunden, erinnere mich noch genau, wie reich ich mich fühlte, als eine fremde Frau mir plötzlich 10 Euro schenkte, das konnte ich gar nicht fassen. Obdachlosigkeit erdet die Menschen, egal woher sie mal kamen und was sie mal hatten.
Eine Erleichterung wäre es sicher, dem Obdachlosen etwas zu schenken, an das er – mangels Geld – selbst nur schwer rankommt. Socken zum Beispiel oder Unterwäsche. Obdachlose waschen kaum Wäsche. Oft werden schmutzige Sachen einfach weggeworfen und gebrauchte Unterhosen sind eher selten in Deutschlands Kleiderkammern zu bekommen.
Was meinst du, wäre die einfachste und schnellste Initiative, um das Leben von Obdachlosen schnell zu erleichtern?
Der persönliche Weg ist sicher der Beste. Direkt ansprechen und den Bedarf in Erfahrung bringen. Dann einkaufen und hinbringen. Oder aber Geld geben. Sicher findet Jeder seinen individuellen Weg einem Obdachlosen schnell und unkompliziert zu helfen. Wer Obdachlose treffen und ihnen helfen will, möge sich einfach um 12 Uhr mittags zu einer Essensstelle begeben und die Leute ansprechen, was sie brauchen und welche Hilfe ihnen guttun würde. Auch Bahnhofsmissionen und Sozialstationen sind ein guter Treffpunkt.
Und nun zu dir. Wie bist du auf die Idee gekommen, durch Crowdfunding den Container von Klaus zu besorgen?
Klaus ist seit 2010 ein guter Freund von mir. Wir hatten die selben Wege. Doch während ich mein Glück fand, blieb er zurück auf der Straße und das tut mir immer noch sehr leid. Ich will ihm gerne helfen, auch wenn ich weiß, dass dies schwierig ist und er staatliche Hilfe kategorisch ablehnt. Ziel ist es ohne staatliche Hilfe zunächst einen Container für Klaus aufzustellen, der ihm dann bestenfalls auch gehört. Dann hätte er etwas Eigenes und müsste nie wieder zurück auf die Straße. Das wünsche ich mir für ihn und für Alle, denen wir auf diesem Wege noch helfen können.
Wie bist du Leetchi begegnet und warum hast du dich für uns entschieden?
Leetchi ist die meines Wissens nach einzige Plattform im deutschsprachigen Raum, die Sammeln für JEDERMANN ermöglicht. Einfacher kann Helfen nicht sein und JEDER könnte das tun. Für einen Freund, einen Obdachlosen oder einen Betroffenen in seinem Eck. Geschätzte 300.000 Menschen leben in Deutschland auf der Straße.
Welche Spendenkanäle hast du verwendet und wie hast du so viele Spender erhalten?
Ich habe 2010 mit einer einfachen Facebook-Seite begonnen. Es hat etwas gedauert, bis die Seite bekannter geworden ist. Meine engsten Freunde und Wegbegleiter habe ich zu Beginn der Spendenaktion angeschrieben und sie teilten meine Beiträge auch mit ihren Freunden. Auf diesem Wege verbreitete sich die Aktion sehr rasch auch auf anderen Seiten – auch außerhalb von Facebook. Zudem schreibe ich seit 2013 für diverse Online-Portale, bin also auch “Bürgerreporter”, ein Bürger der über lokale Belange berichtet, ein sogenannter “Graswurzel”-Journalist.
Was ist wichtig beim Spenden sammeln? Worauf sollten Leetchi-Nutzer achten um eine Sammelaktion für Obdachlose erfolgreich durchzuführen?
In erster Linie hilft sicherlich ein konkretes Ziel zu definieren. Also was mit den Spenden passieren soll und wer im Einzelnen das Geld bekommt. Wer Bilder besitzt, sollte diese unbedingt auch posten.
Wenn alles dann mal fertig ist – Link teilen – am besten bei Facebook und Twitter – so sind schnell viele Menschen erreichbar, auch das ist wichtig. Ohne dem passiert nämlich nicht viel.
Und natürlich ist Transparenz auch sehr wichtig. Wer also über Paypal und andere Kanäle für die selbe Aktion gleichzeitig sammelt, sollte sämtliche Spendenstände zeitnah offenlegen – am besten mit Screenshot, so haben alle einen Überblick.
Zu guter Letzt die Danksagung nicht vergessen – am besten persönlich – das freut die Menschen, so habe ich es auch gemacht.
Wo siehst du Potenziale in der Obdachlosenhilfe, sowohl den Staat als auch uns alle betreffend?
Gern teile ich meine Erfahrungen mit den Menschen, die selbst auch tätig werden wollen, die Obdachlosen eine Chancen bieten oder sie unterstützen wollen. Der Staat tut viel, aber nicht genug. Private Bürgerinitiativen müssen Dinge tun, die der Staat den Obdachlosen verweigert. Erst kürzlich gab es erneut Berichte darüber, dass Hamburger Politiker nahezu parteiübergreifend beschlossen haben, die Obdachlosen im Hamburger Winternotprogramm jeden Morgen vor die Tür zu setzen. Nachzulesen u.a. hier.
Mit einem privaten, bedingungslosen Winternotprogramm – zum Beispiel – ermöglichen wir Menschen wie Klaus das überwintern ohne staatlichem Reglement und ohne jeden Tag die Unterkunft verlassen zu müssen. Wir helfen ohne zu fordern, das ist das Ziel und jeder kann sich der Sache anschließen und selbst auch eine Aktion starten, gerade bei einer Plattform wie Leetchi. Helfen wir jetzt den Menschen, die sonst chancenlos sind!
Ich danke allen Spendern von “Ein Herz für Klaus” für die rege Anteilnahme an dem Projekt. Gut 30 Menschen bei leetchi und über 100 Teilnehmer bei paypal haben es ermöglicht, dass Klaus diesen Winter eine feste Bleibe hat, ein warmes Bett, ein Raum, eine Tür, die er hinter sich abschließen kann – und vielleicht sogar mehr. Schon ab Dezember sammeln wir für den Kauf des vorerst nur angemieteten Containers – damit Klaus am Ende – und im nächsten Frühjahr – nicht wieder raus muss – er also nicht zurück auf die Straße muss, das wünsche ich mir für ihn und für alle obdachlosen Menschen dieser Welt
Max Bryan
1. November 2016
Weitere Updates auch hier: www.maxbryan.de
3 Kommentare
Hallo Luise,
Danke für die Schönen Worte. Gemeinsam sollten wir die Welt bewegen!
Viele Grüße,
Christiane
Hallo Luise, Danke für die Schönen Worte. Gemeinsam sollten wir die Welt bewegen! Viele Grüße, Christiane
..."Nächstenliebe ist die Pflicht, denen zu helfen, die in Not sind."(Geißler)
Und genau so ist es.... schon jetzt ist es nachts eisig kalt... die Winternotprogramme sind gestartet und doch reichen sie nicht annähernd aus...
Zumal die armen Menschen morgens (mit Sack und Pack) wieder raus in die Kälte müssen... (noch schlimmer wird es ja, wenn es regnet oder schneit)...
Gegen Abend dürfen sie dann wieder rein.. was für eine Farce!!! Allein diese Handhabung ist schon eine Demütigung.
Und draußen gehts dann weiter.. nicht nur die äußerliche Kälte ist kaum auszuhalten, noch viel schlimmer ist die Ignoranz, Intoleranz und die eisige Kälte der Mitmenschen, die achtlos und oft mit gemeinen Kommentaren an ihnen vorbei gehen.
Und dann gibt es auch noch die "eigenen" Leute, die einen mit Anlauf in der Allerwertesten treten, indem sie vor Gericht verhindern, dass Obdachlose in freie Flüchtlingsunterkünfte unterkommen könnten.
UNMENSCHLICHER geht es ja wohl nicht!!
Und deshalb ist das Projekt von Max Bryan - EIN HERZ FÜR KLAUS - eine RIESEN SACHE... mutig und menschlich... da sollten sich die von "ganz oben" mal wenigstens eine kleine Scheibe von abschneiden. Denn, wie man hier sehen kann - UNTERSCHÄTZT NIEMALS DEN ZUSAMMENHALT UND DIE GEMEINSCHAFT DER MENSCHEN , DIE MIT IHREN HERZEN SEHEN UND DAMIT AUCH HANDELN!!
DANKE... an alle... ZUSAMMEN SCHAFFEN WIR DAS.. für KLAUS und für die HOFFNUNG AUCH DER ANDEREN... <3
"Nächstenliebe ist die Pflicht, denen zu helfen, die in Not sind."(Geißler) Und genau so ist es.... schon jetzt ist es…
..."Nächstenliebe ist die Pflicht, denen zu helfen, die in Not sind."(Geißler)
Und genau so ist es.... schon jetzt ist es nachts eisig kalt... die Winternotprogramme sind gestartet und doch reichen sie nicht annähernd aus...
Zumal die armen Menschen morgens (mit Sack und Pack) wieder raus in die Kälte müssen... (noch schlimmer wird es ja, wenn es regnet oder schneit)...
Gegen Abend dürfen sie dann wieder rein.. was für eine Farce!!! Allein diese Handhabung ist schon eine Demütigung.
Und draußen gehts dann weiter.. nicht nur die äußerliche Kälte ist kaum auszuhalten, noch viel schlimmer ist die Ignoranz, Intoleranz und die eisige Kälte der Mitmenschen, die achtlos und oft mit gemeinen Kommentaren an ihnen vorbei gehen.
Und dann gibt es auch noch die "eigenen" Leute, die einen mit Anlauf in der Allerwertesten treten, indem sie vor Gericht verhindern, dass Obdachlose in freie Flüchtlingsunterkünfte unterkommen könnten.
UNMENSCHLICHER geht es ja wohl nicht!!
Und deshalb ist das Projekt von Dir, Max Bryan - EIN HERZ FÜR KLAUS - eine RIESEN SACHE... selbstlos und menschlich... da sollten sich die von "ganz oben" mal wenigstens eine kleine Scheibe von abschneiden. Denn, wie man hier sehen kann - UNTERSCHÄTZT NIEMALS DEN ZUSAMMENHALT UND DIE GEMEINSCHAFT DER MENSCHEN , DIE MIT IHREN HERZEN SEHEN UND DAMIT AUCH HANDELN!!
DANKE... an alle... ZUSAMMEN SCHAFFEN WIR DAS.. für KLAUS und für die HOFFNUNG AUCH DER ANDEREN... ❤
"Nächstenliebe ist die Pflicht, denen zu helfen, die in Not sind."(Geißler) Und genau so ist es.... schon jetzt ist es…
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