Schon länger wusste er, dass sich etwas in seinem Kopf befindet, was dort nicht hinein gehört, jedoch dachte Steffen lange, es handele sich „im Idealfall um einen körpereigenen Zellhaufen“. Steffen Rhode, 35 Jahre alt, kommt aus Braunschweig und hat Krebs. Genauer gesagt, ein Glioblastom. Dies ist eine bösartige Tumorart, die Betroffenen eine durchschnittliche Lebenserwartung von 15 Monaten gibt. Für eine Behandlung in den USA startet Steffen eine Spendenaktion gegen Krebs und sammelt über 85.000 Euro. Es ist eine Geschichte über Mut und den Beweis, dass Gemeinschaft funktioniert.

Steffen

 

Diagnose: Glioblastom

Letzten Sommer erhielt Steffen die schockierende Diagnose nach einer Biopsie an der Charité in Berlin: Bei seinem Tumor handelte sich um ein Glioblastom, die bösartigste Form aller Krebsarten, und das an einer inoperablen Stelle. „Es war ein großer Schock für mich und meine Familie. Einige Tage lang konnte ich keinen klaren Gedanken fassen“, sagt Steffen über die Diagnose.

Seit Juni ist Steffen nun in Dresden in Behandlung und hat eine Chemotherapie abgeschlossen. Sie hat zwar minimale Verbesserungen gezeigt, kann jedoch nicht weiter fortgesetzt werden.

Alternative Therapie: Die Hoffnung

In den langen Tagen des Schocks und der Furcht nach der Diagnose des Glioblastoms hatten sich allerdings schon Familienmitglieder von Steffen zusammengesetzt, und über seine Krankheit recherchiert. Im Herbst wurden sie dann endlich fündig: Es schien eine passende Therapie zu geben, die genau auf Steffens Krankheitsbild passt: Ein Arzt in den USA hatte eine Methode entwickelt, eine Sonde vorsichtig in das Tumorgewebe einzuführen und dort mit Hilfe von Hitze die mutierten Zellen zu zerstören. Dabei werden, anders als bei einer klassischen Operation, gesunde Gewebestrukturen nicht verletzt.

So schnell es ging wurden die Klinik in San Diego kontaktiert und nähere Informationen eingeholt. Selbst ein Telefonat mit dem behandelnden Arzt fand statt. Dann jedoch der nächste Schock: Die Therapie kostet rund 80.000 US-Dollar. Lange Gespräche mit der Krankenkasse führten zu dem Ergebnis, dass die Therapie noch nicht anerkannt ist und daher nicht übernommen wird. Auch die Familienersparnisse, die gerne in Steffens Genesung investiert werden sollten, reichen nicht für die komplette Summe aus.

Crowdfunding: Verrückt oder positiv?

An einem Abend mit kreativen Brainstorming, kam einem von Steffens Freunden die verrückte Idee: Eine Spendenaktion. Dann könnte jeder von Steffens Familienmitgliedern und Freunden dazugeben, was er eben entbehren kann und möchte und auch Freunde auffordern, ein paar Euro dazu zu geben. Kurzerhand konzipierte die kleine Gruppe einen Plan für die Spendenaktion. Kumpels verschiedenster Disziplinen, wie zum Beispiel Videogestaltung, Marketing und Textertalente, gestalteten gemeinsam eine Sammelaktion bei Leetchi und begannen Freunde, Verwandte und Bekannte einzuladen und die Sammelaktion zu bewerben.

„Irgendwie habe ich schon daran geglaubt, dass das Geld zusammen kommen würde, doch nicht in so kurzer Zeit!“

Rekord-Summe in Rekord-Geschwindigkeit

Innerhalb von drei Tagen kam der gesamte Betrag zusammen und am vierten Tag – bei 85.013 Euro -unterbrach Steffen schließlich den Spendenstrom: „Ich wollte nicht viel mehr Geld sammeln als nötig, da ich es ja hoffentlich nicht benötige“.  Er, sowie Familie und Freunde sind sprachlos und gerührt. Mit so schneller und selbstloser Unterstützung hätte niemand gerechnet.

Das Geld wird jetzt auf ein Treuhandkonto überwiesen, das von Steffens Anwalt verwaltet wird und das nur für die im Januar anstehende Therapie genutzt wird. Wenn Geld übrig bleibt, kommt der Betrag vollständig der Organisation „Ärzte ohne Grenzen“ zu Gute.

Sein Erfolgsgeheimnis

Doch nach all dem Erfolg blieb für uns noch die Frage: Wie hat Steffen das gemacht? Seiner eigenen Aussage nach, hat er gar nicht so viel dazu beigetragen. Vor Allem durch ein unglaublich großes Netzwerk von Freunden, Bekannten und Angehörigen wurden besonders viele Menschen erreicht.

Zuerst wurden Freunde und Bekannte von Steffen bei Facebook auf die Sammelaktion aufmerksam gemacht. Viele von ihnen teilten wiederum Steffens Aufruf und aktivierten Freunde von Freunden und so weiter. Außerdem meinte Steffen, habe er auch großes Glück gehabt, da Freunde von ihm den Link zur Sammelaktion in ihre E-Mail-Verteiler aufgenommen hätten oder auf Vereins- und Verbandswebseiten, bei denen sie selbst aktiv sind, platziert hätten. So erschien er in einem Newsletter der Ostfalia FH, eines Buddhisten-Verbandes und auf dem Internetauftritt des Eintracht Braunschweig.

Wir drücken Steffen die Daumen, dass seine Reise im Januar in die vereinigten Staaten ein voller Erfolg wird und er den Eingriff gut übersteht. Gemeinsam kann man eben doch Berge versetzen. Ohne die vielen Spender und diejenigen, die die Sammelaktion verbreitet haben, wäre ein solches Unterfangen nicht möglich gewesen – DANKE!